SWP: Innovationlab als digitales Labor
Am Business-Park sollen Startups, Unternehmen und eine Hochschule kooperieren und die Region fit für die Zukunft machen.
Sechs höhenverstellbare Arbeitstische, beschreibbare Wände, Sitzsäcke und Getränkeschränke, dazu gut 20 Büros mit Breitbandanschlüssen, die Übertragungsraten von 1000 Mbit pro Sekunde ermöglichen: Der Business-Park Ehingen (BED) hat am Donnerstag sein Innovationlab – zu deutsch etwa Innovations-Labor – vorgestellt. Noch ist die Einrichtung unbenutzt, doch künftig soll von dort aus die Digitalisierung der Region voranschreiten, sollen Unternehmen ihre bewährten Geschäftsmodelle an die Anforderungen der Zukunft anpassen oder einfach gleich neue Geschäftsfelder erschließen können.
Dass dies in der analogen, physischen Welt auch der BED anstrebt, zeigt sich bereits an der damit verbundenen Lokalität: Das Innovationlab ist im vierten Stock der ehemaligen Schlecker-Konzern-Zentrale angesiedelt. Die BED Business-Park Ehingen Donau GmbH, an dem die Stadt Ehingen als Gesellschafter mit 51 Prozent beteiligt ist, hat dem Gebäudekomplex ein neues Konzept übergestülpt und will sich damit den Gegebenheiten der Zeit anpassen.
Für OB Alexander Baumann ist das Innovationlab notwendig, um die Region für die Zukunft aufzustellen. Die Kommunen müssten hierbei als Kümmerer auftreten. Bislang ist seinen Angaben zufolge kein öffentliches Geld, etwa aus dem jüngsten Zuschlag fürs Digitalhub, eingeflossen. Laut Michael Gaßner, dem Geschäftsführer und Gesellschafter, sind derzeit 90 Prozent der Räume im BED vermietet, man schreibe schwarze Zahlen, könne all das aus eigener Tasche finanzieren.
Innovationlab, daneben Gründeretage und Co-Working-Space, sieht Gaßner als funktionale Einheit, in der sich junge Unternehmensgründer, Startups, aber auch Traditionsunternehmen aus der Region niederlassen können. „Es geht darum, neue Ideen und neue Arbeit nach Ehingen zu holen“, sagte Gaßner vor gut 100 Gästen. Die künftigen Mieter sollen sich im vierten Stock voll auf ihre Ideen konzentrieren, Probleme beschreiben, Lösungen dafür suchen und sich idealerweise mit Gleichgesinnten austauschen können. „Und das alles fast umsonst“, wie der Geschäftsführer sagte.
Zum Konzept des Innovationlab gehört ferner die Digitale Hochschule Fresenius aus Heidelberg. Die Bildungseinrichtung bezieht Räume in dem Stockwerk und wird von Herbst an sechs Prüfungsveranstaltungen für die eigenen Studierenden anbieten. Die Hochschule konzipiert ihre Lehre mittlerweile als so genanntes hybrides Studienmodell: Studierende können dabei entscheiden, ob sie Vorlesungen besuchen oder aber den Lernstoff über digitale Kanäle, etwa Videos übers Internet, lernen.
Peter Weber, Professor der Hochschule, erklärte dieses Konzept damit, dass auch die Lehre nicht vor der Digitalisierung haltmache, wenngleich „nicht jeder Inhalt sich für die Digitalisierung eigne“. Sich am BED anzusiedeln sei jedoch ebenfalls dem Gedanken geschuldet, angesichts digitalen Lernens wieder eine Deutungshoheit über den Lerninhalt herzustellen. Für Weber bedeutet das eine Re-Analogisierung. „Die soziale Komponente beim Lehren wird immer bleiben, solange wir nicht in der Matrix leben“, sagte Weber und spielte damit auf den bekannten Hollywood-Kinofilm aus dem Jahr 1999 an.
Maßgeschneidert für Firmen
Laut Heiko Gsell, Lehrender an der Hochschule Fresenius, geht es auch darum, die eigenen Studierenden mit den hiesigen Unternehmen in Verbindung zu bringen und so ein Duales Studium anzubieten. Gaßner zufolge soll es für hiesige Unternehmen bereits von Herbst an möglich sein, sich an die Hochschule zu wenden und gemeinsam Studienmodule zu entwickeln. So könne etwa ein Maschinenbau-Unternehmen, das in seinem Vertrieb neue Ideen umsetzen will, sich aus den verschiedenen Studiengängen der Hochschule ein maßgeschneidertes Projekt zusammenstellen, an dem dann die Studierenden gemeinsam mit der Firma arbeiten.
Die Studierenden erhalten so Credits, die sie auf dem Weg zum Abschluss benötigen, das Unternehmen profitiert vom Ergebnis des Projekts, zugleich kann neues Wissen von jungen Menschen in den Betrieb fließen.
Quelle
Südwest Presse Online, Stefan Bentele vom 19.04.2018