Lieblingsteile statt Massenware: Wieso Steiff auf Tradition statt Digitalisierung setzt
Unter dem Motto „Von den Großen lernen“ fand am Dienstag der Netzwerk-Tag Schwaben im BED Businesspark statt. Neben Vertretern von Seeberger, Ehrmann und Piepenbrock hielt auch der Vertriebsleiter der Margarete Steiff GmbH, Stephan Dörfler, einen Vortrag über den Vertrieb der bald 140 Jahre alten Traditionsfirma.
Es mag im digitalen Zeitalter ein wenig anachronistisch wirken, sein Geschäft mit Tradition und einem Grundsatz aus dem 19. Jahrhundert zu begründen. Für die Firma Steiff, bekannt für den Teddy mit dem Knopf im Ohr, ist aber gerade das ihr Erfolgsmodell.
In seiner Präsentation gab Stephan Dörfler den anwesenden Führungskräften der Region einen Einblick in das Konzept der berühmten Firma „mit dem Bär“, die noch immer in Handarbeit produziert. Dadurch ist auch kein Plüschtier exakt wie das andere, denn bestimmte Manufakturelemente, wie beispielsweise die Nase, werden individuell handgenäht.
„Wir dachten, wir machen nen Knopf ins Ohr und ne Fahne dran, dann sind wir einzigartig“, witzelt Dörfler. Aber so einfach ist es natürlich nicht. Der deutsche Markt für Spielwaren ist jährlich drei Milliarden Euro groß – und hart umkämpft. Nur gut fünf Prozent dieses Marktes entfallen auf Plüschtiere.
Dennoch schafft es die 1880 gegründete Plüschtiermanufaktur, sich zu behaupten – ohne immer billiger, moderner und webbasierter zu werden oder in Hungerlohnländern zu produzieren.
Ein Teddybär als Erbstück
Stattdessen hat sich das Plüschtier mit dem Knopf im Ohr als Kulturgut etabliert, das man vielleicht sogar weitervererbt. Langlebigkeit und Qualität seien der Gedanke. Steiff setze bewusst nicht nur auf hochwertige Materialien, sondern auch auf ein eigenes Reinheitsgebot, das über gesetzliche Vorgaben noch hinaus gehe, sagt Dörfler.
Nur unbedenkliche Materialien und Farben kämen in ein Steiff-Plüschtier. Zudem soll es nicht brennbar sein, also bei Kontakt mit Feuer nicht in Flammen aufgehen, sondern nur langsam „wegschmurgeln“, so Dörfler. Dieses Konzept, für Kinder noch einen Schritt weiter zu gehen, bleibe dem Gründungsgedanken von Margarete Steiff treu: „Für Kinder ist nur das Beste gut genug.“
Eine weitere große Zielgruppe von Steiff sind Sammler. Viele der jährlich 600 Artikel sind limitiert und an die Fangemeinde jenseits des „Teddy-Alters“ gerichtet. Auch Prominente sind unter den Fans, wie Otto Waalkes, den es auch als Bär – nebst Plüschottifant – gibt.
Steiff-Tiere wurden sogar schon als Staatsgeschenke an Gäste überreicht. Neu ist zudem eine Kooperation mit dem National Geographic, bei der Steiff Plüschtiere von bedrohten Tierarten herstellt und einen Teil der Einnahmen spendet. Denn, so das Motto, „man rettet nur, was man liebt“.
„Von den Großen lernen“
Der Netzwerk-Tag Schwaben ist eine Kooperation des Business Parks Ehingen Donau und des Netzwerks Schwaben. Die Veranstaltung richtet sich vor allem an Geschäftsführer und Führungskräfte aus der Region. Neben den durchweg hochkarätig besetzten Präsentationen steht das Netzwerken zwischen den Firmenvertretern im Vordergrund.
Der Initiator und Geschäftsführer des Netzwerks Schwaben, Guido Hunke, war mehr als zufrieden. „Die gut 90 Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Branchen bestätigen das Konzept“, erzählt er stolz. Dass er jedes Jahr Vertreter von großen, starken Marken in die Region holt, ist für ihn Teil des Erfolgskonzepts der Veranstaltung.
Nicht minder glücklich mit der Veranstaltung war Florian Schraepler vom BusinessPark Ehingen Donau. „Der BED und das Netzwerk Schwaben ergänzen sich gut“ erzählt Schraepler – und er sei besonders froh, die Veranstaltung im eigenen Haus zu haben. Beide freuen sich, dass viele Ehinger Unternehmen dabei waren und wollen auf den Erfolg beim nächsten Netzwerk-Tag Schwaben auf jeden Fall aufbauen.
(SZ, 16. Oktober 2019 – Grischa Beissner)
„Lieblingsteile statt Massenware“: Wieso Steiff auf Tradition statt Digitalisierung setzt